Hospitation in der Pflege

Veröffentlicht am 2. Juni 2025 um 00:17

Kürzlich habe ich mich dazu entschieden, mir die Arbeit in der Nachbarschaftshilfe bzw. als Pflegehelfer genauer anzuschauen. Bei einer Freundin durfte ich in der Vormittagstour hospitieren und ihr unter die Arme greifen. Ein eindrücklicher Vormittag, der mir zu denken gegeben hat.

Morgens um 8:15 geht's los. Wir treffen uns in dem kleinen muffigen Büro um die Tour vorzubereiten. Händedesinfektion und -pflegemittel steht bereit, ebenso die Handschuhe und das Tablet. In diesem sind die kompletten Touren geplant und getaktet. Für jeden einzelnen Klienten stehen Hinweise, persönliche Daten und die Dienstleistungen die zu erbringen sind. Noch kurz eine Flasche Sprudel eingepackt und schon sitzen wir im Auto auf dem Weg zum ersten Termin. Aus Datenschutzgründen werde ich keine Details dazu nennen. Nur so viel: im Rahmen der Tour werden Tätigkeiten wie Einkaufen, Putzen und Körperpflege übernommen. Manche der Klienten sind schon weit über 80, andere noch recht jung. Was alle eint: sie sind sehr dankbar über die Nachbarschaftshilfe und bringen dies auch zum Ausdruck. Nichtsdestotrotz bleibt kaum Zeit für längere Gespräche, die Uhr läuft. Sobald das Fahrzeug geparkt ist, wird im Tablet auf "Go" geklickt. Es ist genau vorgegeben, wie viel Zeit in welchem Haushalt (plus anschließender Dokumentation) zur Verfügung steht.

Für einige der Klienten ist die Nachbarschaftshilfe der einzige Kontakt zur Außenwelt, Angehörige leben weit entfernt oder es gibt keine mehr. Die Freunde von früher sind selbst nicht mehr mobil, leben teilweise im Heim und es sind keine Besuche mehr möglich. Bei anderen Klienten nimmt die Familie rege Anteil am Alltag und kann sich noch kümmern - was für ein großes Glück.

Doch was, wenn mir dieses Glück nicht vergönnt ist? Wie stelle ich mir das Altwerden vor? Wie bin ich abgesichert? Kann ich es mir leisten, einen Dienstleister zu beauftragen, sich um mich zu kümmern? Kann ich mir ein Heim oder eine Vollzeitpflegekraft leisten? Sollen das meine Angehörigen übernehmen? Will ich das überhaupt? Wer hat eine Generalvollmacht oder eine Betreuungsvollmacht? Was steht in meiner Patientenverfügung?

Das alles sind Fragen, die auch einen oder mehrere finanzielle Aspekte mit sich bringen. Mich hat dieser Vormittag dazu bewegt, meinen Notfallordner auszukramen und meine Vollmachten zu überdenken. Außerdem habe ich beim Notar angerufen um einige Fragen telefonisch zu klären. Demnächst steht ein Notartermin auf dem Programm um diverse Dokumente zu aktualisieren. Auch, wenn ich noch keine 40 bin - dafür ist es nie zu früh.

Wie bist du aufgestellt rund um das Thema Altwerden?

 

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